Haus Bühler für Kunst und Geschichte in Schömberg eröffnet.

Es hätte besser nicht kommen können. Vor zahlreichen Besuchern und bei herrlichem Sommerwetter konnte Bürgermeister Gerhard Vogel das Haus Bühler für Kunst und Geschichte eröffnen. Punktgenau zur 825 Jahrfeier Schömbergs wurde es fertig. Unter den Gästen befand sich auch Frau Bühler, die 38 Jahre mit ihrer Familie das Haus bewohnt hat. Ihr galt der besondere Gruß des Bürgermeisters.

Im Erdgeschoss ist die Galerie der Gemeinde Schömberg untergebracht, im 1. Obergeschoss befindet sich das Kurmuseum und im 2. Obergeschoss wie bisher die Schömberger Heimatstube. Entworfen und umgesetzt wurde das Konzept von der Kunsthistorikerin Dr. Marina Lahmann. Doch ohne die tatkräftige Unterstützung durch den Heimat- und Geschichtsverein, an der Spitze der 1. Vorsitzende Karl-Heinz Bertsch, wäre dieses Werk nicht zu Stande gekommen, so Gerhard Vogel. Er bedankte sich im Namen der Gemeinde bei den Initiatoren und betonte, dass auch der Gemeinderat das Projekt voll mitgetragen hat.

Die Galerie der Gemeinde Schömberg hat einen Raum für eine Dauerausstellung der Exponate des Schömberger "Künstlerphilosophen" Karl Kugele. Sie zeigt Wurzelimpressionen und Schrottplastiken. Der Familie Kugele dankte Bürgermeister Vogel für die Überlassung der Werke von Karl Kugele. Dem Stuttgarter Künstler Hermann Finsterlin ist ebenfalls eine Dauerausstellung gewidmet. Mit der Gründung einer Finsterlingesellschaft will Schömberg sein besonderes Verhältnis zu diesem Künstler hervorheben. Drei Räume sind für Wechselausstellungen vorgesehen, im Moment sind sie mit Werken von Karl Kugele bestückt.

Für Karl-Heinz Bertsch ist ein Wunschtraum in Erfüllung gegangen. Zehn Jahre nach der Eröffnung der Heimatstube hat Schömberg ein Kurmuseum. "Für dieses Kurmuseum haben wir buchstäblich in letzter Minute die Ausstellungsstücke retten können, sonst wären auch sie unwiederbringlich verloren gewesen", so Karl-Heinz Bertsch. Er stellte die Arbeit des Heimat- und Geschichtsvereins unter das Motto: "Bewahren - Bewegen – Begegnen" und wünschte sich für das Haus Bühler, dass es eine Stätte der Begegnung werden möchte. Sein Dank galt der Gemeinde, Frau Dr. Lahmann und seinen Vorstandskollegen.

"Warum ein Kurmuseum für Schömberg?", fragte Dr. Marina Lahmann und gab gleich selbst die Antwort: "Ein Kurmuseum unterscheidet Schömberg von allen anderen Museumsorten, es ist in Baden-Württemberg einmalig". Sie bedankte sich bei den Schömberger Familien, die Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt haben, bei Karl-Heinz Bertsch und seinem Team für den unermüdlichen Einsatz und bei Bürgermeister Vogel für die Unterstützung seitens der Gemeinde.

Beim anschließenden Rundgang durch das Haus Bühler überzeugten sich die Gäste von der außerordentlichen Qualität dieses Ortes für Kunst und Geschichte in Schömberg. Im Gespräch mit Gästen betonte Karl-Heinz Bertsch, dass es mit dem Kurmuseum nicht um die Glorifizierung der TBC-Ära geht, sondern um Erinnerung an eine Zeit, in der viele Menschen aus aller Welt Heilung von einer heimtückischen Krankheit in Schömberg fanden. Dies dank des Heilklimas, das auch heute noch das wichtigste Kapital des Luftkurortes ist.

Das Kurmuseum.

1928 richtete Christian Bühler das private "Kurheim Bergfrieden" ein. Schon bald nannte es der Volksmund "Bühlerhaus" und so heißt es noch heute. Es ist der ideale Ort für ein Kurmuseum mit der Raumstruktur eines Kurheimes.

In vier Räumen und im Gang sind die Exponate und Informationstafeln untergebracht. Im ersten Raum ist ein Speisezimmer eingerichtet, so wie es auch im Kurheim Bergfrieden gewesen ist. Tafeln an den Wänden informieren über die großen Kurheime, wie das "Sanatorium Schömberg S1", das "Sanatorium Schwarzwaldheim" und die "Charlottenhöhe". Ein besonders wertvolles Stück ist das Fragment eines Jugendstilfensters aus dem Speisesaal des S1.

Der zweite Raum ist als Patientenzimmer eingerichtet, wiederum mit originalen Einrichtungsgegenständen. Die Dokumentationstafeln befassen sich mit den "Kurvergnügen", die Schömberg damals bot. Eine Tafel zeigt berühmte Tuberkulosepatienten der Vergangenheit, wie Frederic Chopin oder Anette von Droste-Hülshoff. Auch an die unzähligen namenlosen Patienten wird erinnert, allein 120.000 davon starben jährlich an Tuberkulose im Deutschen Reich. Das Medizinzimmer ist im dritten Raum untergebracht. Hier kann man medizinische Geräte, wie ein Pneumothorax-Gerät oder einen Operationstisch bestaunen. Auf Lehrtafeln sind die Verhaltensregeln für Tuberkulöse festgehalten. Mit dem gleichen Thema befasst sich ein Lehrfilm von Walt Disney aus dem Jahre 1944.

Kur- (iositäten) findet man im vierten Raum, darunter ein Tuberkulosenkreuz. Fotos von prominenten Zeitgenossen, wie Hans-Dietrich Genscher, Erwin Lehn oder Bubi Scholz erinnern an die Bedeutung Schömbergs als Lungenkurort. Sie und viele mehr sind in Schömberg genesen. Aus Platzmangel sind die Liegehallen, die für den Kurerfolg so wichtigen Relikte, nur angedeutet. Der fünfte Raum ist für Wechselausstellungen vorgesehen. Im Moment ist er mit dem Thema "Schömberg von 1888 bis 2002" bestückt