1946
31. Jan. 1946
Im Zuge der
politischen Säuberung im Kreis Calw enthebe ich auf Anordnung
der Militärregierung mit Wirkung vom 27. Okt. 1945 Herrn Gustav
Hermann in Schömberg von seinem Amt als Bürgermeister der
Gemeinde Schömberg mit der Maßgabe, daß er mit
Zustimmung des Herrn Gouverneurs weiterhin die Rechnungs- und
Steuergeschäfte der Gemeinde besorgt und erforderlichenfalls den
Bürgermeister bei seiner Amtsführung unterstützt.
Gez.
Landrat Wagner
30. April 1946
Der Arzt Dr.
med. Buddenberg in Säckingen wünscht und sucht um die
Genehmigung nach, sich hier niederlassen zu dürfen. Er ist
praktischer Arzt.
Die Niederlassung eines 3. Praktischen Arztes
ist erwünscht
Es wird festgestellt, daß Dr. Buddenberg
der Gemeinde Schömberg bekannt und empfohlen ist.
Kleinkinderpflege
Nach
Wiedereröffnung des Kindergartens ist die Betreuung der Kinder
der früheren Kinderschwester Paula Trittler übertragen
worden. Die Versehung des Dienstes durch Schwester Paula Trittler war
von Anfang an als eine vorübergehende gedacht und bestimmt, da
sie Ruhegeld bezieht und in höherem Alter steht.
Als
Kindergärtnerin hat sich nun Lotte Stoll von hier beworben.
Nach
Beratung mit dem Gemeinderatskomitee, dem ev. Pfarramt und dem ev.
Gemeinderat faßt der Bürgermeister die Entschließung
Frau Lotte Stoll ab 1. 6. 1946 einzustellen.
15. September 1946 Bürgermeister- und Gemeinderatswahl
gewählt wird Schlossermeister
Gustav Bäuerle als einziger Kandidat
Die
Gemeinderatsprotokolle beginnen wieder mit folgender
Überschrift:
Niederschrift über den wesentlichen
Inhalt der Beratung mit den Gemeinderäten
22. September 1946
Einsetzung der
neugewählten Gemeinderäte
In öffentlicher
Sitzung und in Anwesenheit von Vertretern der Kirchen, der
Schule, der Sanatorien und Kurbetriebe, sowie der Beamten und
Angestellten der Gemeinde eröffnet der Bürgermeister die
Sitzung.
Er gibt einen Rückblick über die
geschichtlichen Ereignisse, einen Blick auf die Gegenwart, einen
Ausblick auf die Zukunft, leitet über zu den Gemeindewahlen und
gibt das Ergebnis der Gemeinderatswahl und das der Bürgermeisterwahl
vom 15. September 1946 bekannt. Ferner dankt er dem bisherigen
Gemeinderatskomitee und den Gemeindebeamten und Angestellten für
ihre bisherige Mitarbeit und appelliert an diese und an die
Einwohnerschaft mit der Bitte, den neuen Gemeinderat zu unterstützen
und das Wohl der Gemeinde zu fördern.
Die bei der
Gemeinderatswahl gewählten 6 Gemeinderäte werden heute in
ihr Amt eingesetzt.
Gemeinderat Dr. Walder erinnert in seinem
Vortrag ebenfalls an die Geschehnisse der zurückliegenden Zeit
und weist auf die Schwere der Arbeit am Wiederaufbau des
zertrümmerten Reiches und seiner Glieder hin.
Als
Beigeordneter wird aus dem Gremium der Gemeinderat Albert Großmann
gewählt.
Die gewählten Gemeinderäte sind:
Albert
Großmann, Jakob Ölschläger (Wagner) Christian
Gengenbach, Dr. med. Artur Walder, Georg Ebert, Karl Weller.
Bildung von Kommissionen
Es
werden Sachbearbeiter für folgende Sachgebiete
aufgestellt.
Wohnungs- und soziale Angelegenheiten GR Weller und
Ebert
Politische, kirchliche, kulturelle und Schul-
Angelegenheiten GR Dr. Walder
Landwirtschaftliche Angelegenheiten
GR Gengenbach
Ernährungsangelegenheiten GR Ölschläger
Kurangelegenheiten, Handel und Verkehr GR
Großmann
Besatzungsangelegenheiten GR Großmann
§7 Getreide- usw.
Ablieferung
Nach dem Erlaß des Kreisernährungsamts
vom 16.9.1946 hat die Gemeinde im Wirtschaftsjahr 1946/47 an
landwirtschaftlichen Erzeugnissen abzuliefern:
90 Zentner
Brotgetreide; 50 Z. Hafer und 200 Zentner Speisekohlraben
Bei der
Festsetzung diese Sollmengen ist zweifellos nicht berücksichtigt
worden, daß durch eine starken Hagelfall ein Großteil der
Früchte vernichtet worden ist. Das Erforderliche ist in die Wege
geleitet.
§8 Viehaufbringung
Der
Vorsitzende bringt die monatlichen Aufbringungen an Schlachtvieh für
die franz. Besatzung und für die Zivilbevölkerung zur
Sprache. Er weist auf die Schwierigkeiten hierbei hin und gibt seinen
Umlage- und Aufbringungsplan zur Kenntnis.
§11 Feuerlöschgerätehaus
Der
Feuerlöschgeräteraum im früheren Rathausgebäude
hat sich schon längst als zu klein erwiesen. Da eine Erweiterung
in diesem nicht möglich ist, muß an die Erstellung eines
Zweckbaus gedacht werden. Die bestmögliche Lösung eines
solchen Baus wird in folgendem Plan erblickt; den sie teilweise schon
durchgeführt hat:
Die Gemeinde hat mit der Spar- und
Darlehenskasse hier eine Vereinbarung dahingehend getroffen; die es
ermöglicht an das Gebäude Nr. 261 ein Feuerlöschgerätehaus
anzubauen,.
11.Oktober 1946
§5
Politische Überprüfungen
Für Zwecke der
politischen Säuberung in der freien Wirtschaft hat der
Gemeinderat einen Erlaß des Landratsamts Calw vom 13.8.1946
zufolge festzustellen, welche Personen des Wirtschaftslebens einer
Prüfung zu unterziehen sind. Gemeinderat Dr. Walder berichtet in
dieser Angelegenheit.
Nach längerer Beratung und Besprechung
wird beschlossen:
Für eine politische Prüfung folgende
Personen zu benennen.
Es folgt die Auflistung von 34 Personen (vom Arzt bis zum Arbeiter)
§6
Schulangelegenheiten
Oberlehrer Stöcker ist aus der
Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Die Dienstwohnung ist noch
von der Witwe des gefallenen Lehrers Hick belegt. Oberlehrer Stöcker
ist politisch belastet und es steht noch nicht fest, ob er als Lehrer
hier belassen wird.
(Es ist der Entscheid der Säuberungskommission
bzw. der Spruchkammer abzuwarten 31.Okt.49 )
§7 Wohnungsangelegenheiten
Der
Vorsitzende berichtet über den Stand der Wohnungsfragen.
Hiernach harren noch verschiedene Wohnungsgesuche ihrer Lösung,
da immer wieder Beschwerden und Einsprüche der Betroffenen
erfolgen, die auf ihre Berechtigung zu überprüfen sind.
Ein Beispiel
Das
Gesuch der Lehrerin Simon um Erteilung der Genehmigung des Zuzugs
ihrer Eltern wird wegen Wohnungsmangel abgelehnt
31. Okt. 1946
§1 Schulhaus
Bauplatz
Vertrag von 1938 mit Landwirt Michael Rentschler.
Gültig oder nicht?
§3 XY
Der Krankenpfleger
XY ist während des Krieges wegen der Luftangriffe nach Schömberg
gezogen. Demzufolge galt er als Flüchtling.
Der zwischen der
amerikanischen und französischen Militärregierung
getroffenen Vereinbarung über die Rückführung von
Flüchtlingen aus dem französischen in die amerikanische
besetzte Zone hat Mittermeier Schömberg verlassen.
§3 XYZ
Der Evakuierte
(Flüchtling) aus Pforzheim wohnt hier in einem Haus der
Arbeitsheilstätte. Er ist total fliegergeschädigt und
besitzt keine Möbel mehr, muß also möbliert
wohnen.
Um ihm wieder zu Möbeln zu verhelfen werden ihm von
der Gemeinde 2 Matratzen überlassen.
§6 Karcher, Hans
Das
Vermögen des Drogisten Hans Karcher hier ist gesperrt. Der
Bezirksbeauftragte der Abteilung Vermögenskontrolle in Calw hat
nun ersucht, ihm den Mietwert der Wohn- und Geschäftsräume
im Hause des Karcher, das er im Wege der Zwangsentjudung des
Eigentums von Erwin Eckstein hier erworben hat mitzuteilen.
§8 Dr. Zeuner –
Wohnung
Dr. Zeuner bittet wider um die Zuteilung einer Wohnung
im Hause Ölschläger
Dr. Zeuner ist Arzt und übt
seine Praxis im Hause Dr. Braun aus, in dem er auch wohnt.
§9 Dr. Buddenberg geht als Arzt nach Engelsbrand.
§11 Ortsschulrat
Es wird
wieder ein Ortsschulrat gebildet.
§15 Fremdenverkehrsverband
Neugründung
Um den Fremdenverkehr wieder in Gang zu
bringen, soll der Fremdenverkehrsverband neu gegründet werden.
Die Landesdirektion für Wirtschaft in Tübingen hat nun den
Bürgermeister Klepser in Bad Liebenzell beauftragt, die
Neuorganisation des Verbandes in die Wege zu leiten und die
vorläufige Geschäftsführung desselben zu übernehmen.
§16 Kleinkinderschule
Die
Kleinkinderschule erfreut sich eines dauernd guten Besuchs. Bei der
großen Zahl von Kindern macht sich für die Kindergärtnerin
die Stellung einer Hilfe notwendig.
§17 Frohnmeister
Die
vielen Aufgabengebieter der Gemeinde im äußeren Dienst,
wie Pflege der Straßen und Wege, der Materialien und Vorräte
usw. erfordern die Aufstellung einer zuverlässigen,
verantwortlichen Person, in der Form eines Frohnmeisters.
Als
geeignet für diesen Posten erscheint der Straßenwart
Christian Bäuerle.
7. Dezember 1946
§2
Wasserwerk
Die Stelle des Maschinisten und Wärters der
Wasserversorgungsanlagen wird seit der Zurruhesetzung des früheren
Inhabers dieser Stelle Jakob Bäuerle, kommissarisch von seinem
Sohn Gustav Bäuerle versehen.
Die Stelle wurde inzwischen
ausgeschrieben. Es haben sich 3 Bewerber gemeldet.
Es wird
beschlossen, Gustav Bäuerle diese Stelle in Aussicht zu stellen.
§3 Kläranlage
Die
Anlage konnte mit viel Mühe wieder in Gang gesetzt
werden.
Beschluß:
Die Vorarbeiten für die
Herstellung eines Fahrwegs zur Kläranlage zu treffen und das
noch dazu erforderliche Gelände zu erwerben.
§4 Feuerwehr
Auf
Anordnung der Militärregierung muß die Stärke der
Feuerwehren herabgesetzt und eine Umorganisation vorgenommen werden.
Die Sollstärke soll nur noch aus 14 Aktiven und 7 Ersatzmännern
betragen. Diese Männer sind dem Landratsamt Kreisbrandmeister
namentlich zu melden. Der Feuerwehrführer und der Maschinist für
die Kleinmotorspritze haben in ihren Stellen zu verbleiben, die
übrigen Mitglieder haben sich auf 5 Jahre zu verpflichten.
§7 Lebensmittelversorgung
Der
Vorsitzende erstattet Bericht über die Lage der
Lebensmittelversorgung. Hiernach ist durch Bezug, sowie die Ausgabe
und die Einlagerung von Kohlrüben dem Mangel an Speisekartoffeln
einigermaßen abgeholfen worden. Mit einer Teillieferung von
Kartoffeln kann noch gerechnet werden. Zu erwarten ist auch eine
Zuteilung von Fischen. Zu großem Dank verpflichten die
Zuteilungen von Zucker aus einer "Irlandspende" und von
Mehl, Kakao, Trockenmilch, Konserven und Obst aus Spenden des
"Caritasverbandes". Diese wurden bestimmt für
TBC-Kranke und Kinder, sowie für sonstige Kranke, Kinderreiche
und Hilfsbedürftige.
§8 Reisachgerechtigkeit
Der
Gemeinde steht das Recht auf Gewinnung von Abfallreisach- und Rinde
in Staatswaldungen der Markung Schömberg zu.
Das Reisig soll
an die Nutzungsberechtigten Bürger zur Verteilung kommen.
§10 Geldanlage
Der
Vorsitzende berichtet über die gegenwärtige Geldlage der
Gemeinde.
Hierzu wird beschlossen:
Die noch vorhandenen
Schulden auf den nächst zulässigen Termin zur Rückzahlung
zu kündigen und die Zahlungen schon jetzt zu vollziehen.
Jede
sich bietende Gelegenheit dazu benützen, Grundstücke zu
erwerben.
§11 Sportverein
Auf den
1. Dez. 1946 hat sich ein Sportverein gebildet. Zum Vorstand wurde
Gastwirt Karl Mönch berufen.
§12 Auffüllplatz
Als
Auffüllplatz für Erde und Grabenaushub wird der Platz beim
Desinfektionsgebäude bestimmt.
§15 Kino- Angelegenheit
Dr.
Walder wünscht, daß die Vorführungen durch den
Wander-Tonfilm Rosewe auch abwechslungsweise in den Sanatorien
erfolgen.
21. Dezember 1946
§4
Soziales Hilfswerk
Der Vorsitzende gibt bekannt, daß
eine große Zahl bedürftiger Einwohner, Flüchtlinge
und Ausgewiesene zum kommenden Weihnachtsfest mit reichen Gaben aus
dem "Sozialen Hilfswerk" beschenkt worden sind.
§8 Sonstiges
Durch die
Kreisbaumeisterstelle wurden 12 m2 Glas zugewiesen. Das Glas wird für
Zwecke der Gemeinde und für andere Zwecke nach Bedürfnis
abgegeben.