Klimaforschung in Schömberg

Inhaltsverzeichnis:

    Anfänge der Klimaforschung,

    Erste Wetterstation in Schömberg

    Dr. Schröder, Schömberg - Dr. Dorno, Davos

    Lichtklimatische Station Schömberg

    Dipl. Ing. Obenland, 10 Jahre Klimastation

    Erweiterung der Klimastation

    Dr. Kramer, Wiederaufnahme der Arbeit nach dem Kriege

    Betrieb der Station mit Betreuern

     


 
 
 
 

Die Anfänge der Klimaforschung

Beobachtungen über den Einfluss des Klimas auf den Menschen, auf seine Lebensbedingungen und auf seine Arbeitsfähigkeit gehören zum ältesten Erfahrungsgut der Menschheit. Das Wissen um die Einflüsse der Witterung auf das körperliche und seelische Befinden des Menschen, sowie um die Zusammenhänge zwischen Wetter und Krankheit, gehört schon lange zum festen Bestand der Volkserfahrung.Schon die alten Ärzte (Hippokrates, Paracelsus) haben die Entstehung von Krankheiten bei Wetterwechsel und den Einfluss des atmosphärischen Geschehens ausführlich beschrieben.

Im 18 Jahrhundert begann die systematische Erforschung der Einwirkung von Wetter und Klima auf den gesunden und kranken Menschen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die klare Er­kenntnis herausgeschält, dass eine ganze Anzahl von Krankheiten des Menschen nicht nur durch rein therapeutische Maßnahmen, sondern auch durch die Zuhilfenahme eines geeigneten Klimas oder durch Klimawechsel geheilt werden kann.

Aus: Dr. W. Kramer: Die Vorzüge des Schömberger Heilklimas; Liegestuhl 1963

 
Die Bedeutung eines gesunden Klimas für die Linderung und gar Heilung der Tuberkulose wurde schon früh erkannt und beruhte am Anfang nur auf Beobachtungen und Erfahrungswerten. So hat der Mediziner Dr. Brehmer schon 1856 in Görbersdorf in Schlesien eine Heilanstalt eröffnet, die auf eine staub- und relativ nebelfreie Lage setzte. 

Mit dieser Erkenntnis kam das Bedürfnis die Wirkung des Klimas und den Einsatz bei der Behandlung der Tuberkulose auf eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zu stellen.

In Schömberg beginnt die Klimaforschung als Hugo Römpler in Dr. Baudach einen qualifizierten Arzt findet. 

Es stellt sich für Dr. Baudach als Arzt für Tuberkulosekranke die Frage: Wenn das Riesengebirge mit Görbersdorf, der Taunus mit Falkenstein, der Südschwarzwald mit St. Blasien und Nordrach geeignete Plätze für Lungenheilsanstalten sind, ist nicht auch Württemberg mit dem Nord­schwarzwald für solche Heilanstalten geeignet? 

Er beginnt Wetterbeobachtungen in Schömberg aufzuzeichnen.

Mit seiner Veröffentlichungen im Januar 1893 im Medicinisches Corespondenz-Blatt des Württb. Ärztlichen Landesvereins; unter der Überschrift: 

"Ist der württembergische Schwarzwald zur Errichtung von Höhencurorten oder Heilanstalten für Lungenkranke geeignet?"

bringt er erste Statistiken über mittlere Temperaturen und Temperaturschwankungen. Die Statistiken beginnen im Februar 1889. Es werden auch erste Aussagen über die Nebellage gemacht. 

In seinem Resümee kommt Dr. Baudach zum Schluss, dass der Ort und die Landschaft für eine Lungenheilsanstalt geeignet ist. 

Mit diesem Aufsatz legt er die Grundlage für die wissenschaftliche Erforschung des Klimas in Schömberg und dessen Entwicklung zum bedeutenden Kurort. 

Im Mai 1898 eröffnet Dr. Baudach eine eigene Heilanstalt, die "Neue Heilanstalt" mit 40 Betten in stiller Lage dicht am Wald am Ortsrand von Schömberg. Aber schon im August erlischt das Lebenslicht des selbst tuberkulose kranken Mannes.

Sein Nachfolger wird Dr. Georg Schröder.


 
 
 

Erste Wetterstation in Schömberg

Auch Dr. Schröder ist überzeugt davon, dass das Klima ein wesentliches Mittel zur Heilung der Tuberkulose ist und macht diesen Gesichtspunkt zu einem wichtigen Teil seiner umfangreichen Forschungsarbeit.

Dazu wird 1899 eine amtliche meteorologische Station mit allen notwendigen Messinstrumenten in der Neuen Heilanstalteingerichtet. 

Der Dienst in der Schömberger meteorologisch Station wird von geeigneten Patienten der Anstalt versehen, welche die angefertigten Tabellen direkt an die Landeswetterwarte einsenden, wo sie überprüft werden. 

Die Thermometer befinden sich an der Nordseite der Anstalt, 6m über dem Erdboden und ca. 1 m von der Hauswand entfernt. 


 
 
 

Eine erste Zusammenfassung und Auswertung der Messergebnisse wurde von Prof. Dr. Meyer aus Stuttgart in dem Buch

Das Klima von Schömberg;

1912 veröffentlicht. Es konnte hier auf eine 11 jährige Aufzeichnung vom meterologischen Beobachtungen zu­rückgegriffen werden.

Welche Aufzeichnungen wurden ab dem Jahre 1900 in Schömberg gemacht? 

Da sind zunächst einmal die Messungen von Lufttemperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit, die Sonnenscheindauer pro Tag, die Niederschlagshöhe und die Beobachtung des Windes nach Stärke und Richtung. 

Aus diesen Aufzeichnungen konnten dann vergleichende Aussagen zum Klima in Schömberg gemacht werden, die hier in Kurzfassung wiedergegeben werden.

Temperatur

Das Klima Schömbergs entspricht im Sommer dem eines 150 -200 m höheren (kühleren) Ortes und im Winter dem eines 150 - 200m niedrigeren (milderen) Ortes.

Nebel:

Die Anzahl der Tage mit Nebel ist in Schömberg eine sehr mäßige. Die Nebel beschränken sich meist auf die Morgenstunden.

Sonneschein:

Die Sonne scheint in Schömberg im Durchschnitt 3,8 Stunden am Tag und damit reichlicher als in Mittel und Norddeutschland.

Niederschlag:

Der Niederschlag in Schömberg ist, wie im ganzen Schwarzwald, reichlich. Der reichliche Niederschlag hat den Vorteil, dass dadurch Staubteilchen und Bakterien gebunden werden.

Schnee:

Durchschnittlich ist eine ständige Schneedecke an 81 Tagen im Jahr, vor allem in den Monaten Dezember bis Februar vorhanden. Wobei auch in den Jahren 1900- 1911 starke Schwankungen zwischen 27 und 93 Tagen waren.

Ein weiterer wesentlicher Teil des Buches

"Das Klima von Schömberg und seine Bedeutung für die Behandlung der chronischen Lungentuberkulose"

bildet die erste Beschreibung von Flora und Fauna in der Umgebung von Schömberg, verfasst vom früheren Amtsrichters L. Pfeifer unter dem Titel:
 
 
 

Titelblatt zu Das Klima von SchömbergNaturgeschichtliches aus der Umgebung von Schömberg

(Geologie, Flora und Fauna)



Pfeifer geht hier sehr detailliert auf das Tier und Pflanzenleben der Schömberger Um-gebung ein. Gerade der große Baumbestand um Schömberg herum bildet einen nicht unwesentlichen Bestandteil beim Zustandekommen des spezifischen Schömberg Heilklimas.


 
 
 
 
 

Dr. Georg Schröder, Schömberg - Dr. Carl Dorno, Davos

Dr. med. Georg Schröder
Dr. Georg Schröder(1870 -1942)

Georg Schröder wurde 1870 in Stade geboren. Er studierte Medizin und spezialisierte sich auf die oberen Atemwege. Im Jahre 1899 übernahm er als Leiter und Besitzer die Neue Heil-anstalt für Lungenkranke in Schömberg, die er 43 Jahre lang, bis zu seinem Tode 1942 leitete. 

Neben der ärztlichen Versorgung seiner Patienten widmete sich Dr. Schröder intensiv der Erforschung der Heilbarkeit der Tuberkulose. Aus dieser Forschertätigkeit ergaben sich im Laufe der Jahre eine Fülle von wissenschaftlichen Schriften. Zu seinem Themenberich gehörte auch immer das Schömberger Klima. Mit diesen Schriften, mit seiner Tätigkeit als Herausgeber und Schrift-leiter bedeutender Schriftenreihen zum Thema Tuberkulose und als Vortragender auf vielen Ärztekongressen, die ihn 1926 bis nach London führten, hat Dr. Schröder den Namen Schömbergs zur damaligen Zeit weltbekannt gemacht.

Auf der Leipziger Meterologenkonferenz im Jahre 1872 wurde zum ersten Male von der großen Bedeutung gesprochen, welche die Sonnenstrahlung auf die Gestaltung des Klimas besitzt. Aber erst auf der Insbrucker Meterologentagung im Jahre 1905 lagen hinreichend genaue Methoden zur exakten Messung der Sonnenstrahlungsintensität vor.

Prof. Dr. Carl Dorno  - Davos -

Prof. Dr. phil. et med. h.c. Carl Dorno (1865 - 1942)
 



Eine der ersten und wohl bedeutendsten wissenschaftlich ge­führten Klimastationen wurde 1907 von Carl Dorno in Davos eingerichtet. Der 1865 in Königsberg geborene Dorno war Sohn eine Großkaufmanns. Er studierte Naturwissen­schaft und promovierte in Chemie. Wegen Erkrankung seiner einzigen Tochter an Tuberkulose übersiedelte er 1904 nach Davos.
 

Observatorium Davos
Hier gründete, finanzierte und leitete er das Physikal. -Meterologisch Observatorium Davos bis 1926, das danach dem Inst. für Hochgebirgsklima und Medizin angegliedert wurde und mit anderer Aufgabenstellung heute noch besteht. 

Dorno gilt als Begründer der Strahlungsklimatologie. Die Anwendung seiner Erkenntnisse in der Medizin war ihm ein wichtiges Anliegen. Er ist 1942 in Davos verstorben.

Warum erwähne ich Carl Dorno so ausdrücklich? 

Einmal natürlich wegen Dornos Arbeit im Bereich der Klimatologie, zum anderen aber wegen des Disputs zwischen Georg Schröder und Carl Dorno.

1921 brachte Dr. Schröder zusammen mit Dr. Pyrkosch in der "Zeitschrift für Tuberkulose" (Bd 36) einen Artikel, in der ein Vergleich der Sonnenscheindauer zwischen Davos und Schömberg gemacht wurde, mit der Aussage, dass die Sonnenscheindauer in Schömberg eine Höhere ist. 

Dem widerspricht Dr. Dorno in einem weiteren Artikel in dieser Zeitschrift vehement.

Graphik von Schröder/Pyrkoschaus Schrift von Schröder/Pyrkosch

Dr. Schröder muss in seinen Antikritischen Bemerkungen; zugeben, dass sich Fehler eingeschlichen hatten. Eine Berichtigung wird für die Neuauflage des Handbuchs der Tuberkulose; und im "Führer von Schömberg" angekündigt. 

Dr. Schröder beschwert sich über den von Dr. Dorno eingereichten, von ihm als polemisch empfundenen Artikel. Unterschiedliche Meinungen der Herren Dorno und Schröder über die Qualität der Sonnenscheindauer zwischen Schömberg und Davos bleiben bestehen.

Aus diesem Streit zweier Wissenschaftler über ein sehr spezielles Thema, stammt wahrscheinlich das Gerücht von den Feinden in Davos;. Klar ist natürlich dass es einen Konkurrenzkampf zwischen Davos und Schömberg, vor allem im Bereich der Privatpatienten gab. Gerade die Neue Heilanstalt lebte stark von Privatpatienten. 

Davos als einer der bedeutendsten Lungenkurorte, mit einer fast 30 Jahre längeren Kurortgeschichte und entsprechend längerer Klimaforschung war der Kurort mit dem sich Schömberg gerne verglichen hat. Wenn in späteren Aufsätzen vom "Deutschen Davos" gesprochen wird, so wohl auch um vom Image dieses Ortes zu profitieren.

1922 bringt Dr. Schröder wie angekündigt "Einen Führer" zu Schömberg heraus.

Der Aufsatz zum Thema Klima wird von Prof. Meyer und A. von Müller Stuttgart verfasst.

Bei dieser, in Fachschriften geführten Diskussion stand der, von Carl Dorno in Davos wissenschaftlich geführten und gut ausgerüsteten Station die sicher nur begrenzten Möglichkeiten Dr. Schröders gegenüber. 

Es war also notwendig die Klimaforschung und vor allem die Klimatologie für den nördlichen Schwarzwald auf eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zu stellen.


 
 
 
 

Lichtklimatische Station Schömberg

erste Wetterstation
Erste Lichtklimatische Station in Schömberg
 

Um die Klimatologie für den nördlichen Schwarzwald auf eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zu stellen, wurde 1925 auf Drängen von Dr. Schröder eine wissenschaftlich geführte lichtklimatische Station in Schömberg errichtet, die in Zusammenarbeit mit der Landeswetterwarte Stuttgart betrieben wurde.
 

Erstaunlich aus heutiger Sicht ist, dass unter solchen Arbeitsbedingungen, in solch einem kleinen Häuschen wissenschaftliche Arbeit geleistet wurde.

Erklären lässt sich dies wohl nur mit der Vermutung, dass von der Seite Dr. Schröder und der Neuen Heilanstalt diese Arbeitsbedingungen verbessert wurden. Dort, in der Neuen Heilanstalt war wohl auch das Archiv und die Sammlung von Daten der bisher geleisteten 25 jährigen Arbeit von Dr. Schröder und seine Helfern.
 

Erster Leiter dieser Station wurde der, auch aus Königsberg stammende, 27 jährige Dr. Wolfgang Busse.

Dr. W. BusseDr. W. Busse im Ruhestand


 

Bald darauf erscheinen erste Berichte in den Wissenschaftlichen Publikationen mitdem Hinweis, dass sie aus der Lichtklimatischen Station Schömberg kommen. Ein gewollter Werbeeffekt auf dessen Steuerung Dr. Schröder als Mitherausgeber und zeitweiliger Schriftleiter der wohl bedeutendsten Forschungssammlung, dem Zentralblatt für die gesamte Tuberkuloseforschung, einen nicht unwesentlichen Einfluss hatte.
 
 

So erschienen 1926 ein ausführlicher Aufsatz in Zentralblatt für TBC gleich auf der ersten Seite unter dem Titel;

Die physikalischen und technischen Grundlagen der modernen Röntgenologie

1926 in der Berlin. Klinik der Aufsatz

Physik des Klimas

1928 in Strahlentherapie

Ultraviolettmessungen im nördlichen Schwarzwald - Vergleich mit Davos

1928 in der Zeitung Bäderkunde

Das Strahlungsklima des nördlichen Schwarzwaldes

 
Anfang 1928 verlässt Dr. Busse Schömberg und übernimmt nach Zwischenstationen in Hamburg und Holland 1935 die Station in St. Blasien. Eine Station die schon seit 1902 besteht und auch den Bereich des Mittelgebirgsklimas erforscht. Er leitet diese Station so lange sie mit einem Wissenschaftler besetzt ist.

Ein Kollege in St. Blasien aus der Zeit nach dem Kriege skizzierte das Ziel von Dr. Busses Arbeit so:

Zumindest das mittelbare Ziel seiner medizin-meterolischen Klimastudien im Schwarzwald war immer, die auf die Gesundheit des Menschen zielenden Fragen beantworten zu können:

Warum fördert dieser Klimafaktor ,in diesem geographischen Zusammenhang, das Wohlbefinden des Menschen, warum ruft jener eher ein Mißempfinden hervor? Und wenn für den gesunden Menschen eine Antwort gefunden zu sein schien  wie weit mag die gleiche Antwort für den kranken Menschen gelten.

Dies ist wohl eine sehr gute Beschreibung über das Ziel der auch in Schömberg geleisteten Forschungsarbeit.


 
 
 
 
 

Dipl. Ing. Obenland, 10 Jahre Klimastation

 

Der Aufwand für die Lichtklimatische Station -Gehalt des Beobachters und sachliche Kosten- wurden aus Mitteln der Kurverwaltung bestritten. Es gab Zuschüsse in wechselnder Höhe, so z. B. von der Württ. Gesellschaft zur Erforschung des Grenzgebiets zwischen Heil- und Wetterkunde.

Diese teilte im Sept. 1930 mit, dass sie für dieses Jahr zu den Kosten der Warte einen Zuschuss von 2100 RM bewillige, unter der Voraussetzung, dass die Warte mindestens noch während der nächsten Jahre weiter bestehe.

Aus dieser Bemerkung kann man erkennen, dass der Fortbestand der Station schon nach 5 Jahren in Frage gestellt wurde.

In einem Schreiben des Schultheißenamts vom 24. Jan. 1931 wird um Ermäßigung des Aufwands für die lichtklimatische Station oder eine evtl. Aufhebung derselben gebeten. Der Leiter der Landeswetterwarte, Prof. Dr. Kleinschmidt Stgt. rät dringend von einer Schliessung der Station ab und sichert die weitere finanzielle Unterstützung derselben zu.

1932 gelingt es die Finanzierung der Station auf eine neue Basis zu stellen. Die Kurverwaltung hat in Zukunft nur noch einen Aufwand von 800 RM zu tragen. Die übrigen Kosten werden von der Staatskasse getragen.

1928 hat Dr. Busse Schömberg verlassen. Sein Nachfolger wird Dipl. Ing. Obenland

Obenlands Gehalt wird auf 100 RM/Monat festgesetzt. Den Aufwand für die Wohnung trägt die Gemeinde, den Aufwand für die Verpflegung teilen sich die Sanatorien.

Bald erscheinen auch von ihm wissenschaftliche Aufsätze in der Fachliteratur mit dem Hinweis auf die Lichtklimatische Station Schömberg

so erscheint z. B.

1928 in der "Berliner Klinik" ein erster Aufsatz unter dem Titel

Ziele und Methoden medizinisch-klimatologischer Forschung.

Es folgten.

1931 in der Zeitschrift für Tuberkulose der Aufsatz:

Über moderne Klimaforschung

1931 in Strahlentherapie:

Ergebnisse mehrjähriger Dauerregistrierung der Abkühlungsgröße

1933 stellen in der "Zeitung für Tuberkulose" Obenland aus Schömberg und Lossnitzer von der Station in St. Blasien streitige Betrachtungen über

Heilbedingungen im Mittelgebirgsklima an.

1934 nimmt Obenland Stellung zur Arbeit von W. Mörikofer aus Davos unter dem Titel:

Zur Klimatologie der Abkühlungsgröße

und

in den Jahren 1934 und 1935 erscheinen Aufsätze über

Über heilklimatische Untersuchungen im Schwarzwald

In den Jahren 1925 - 1935 wurden sehr viele Strahlungsmessungen im Rahmen internationaler Zusammenarbeit durchgeführt. Diese Forschung ging vom Smithsonian Institution in Washington aus, um die Gesamtstrahlung der Sonne auf die Erde und den Reingewinn der Erde an Wärme festzustellen. 


Smithonian Institut Washington
 

(Hinweis: Das Smithsonian Institution ist von der Breite der wissenschaftli­chen Forschung her gesehen mit dem Max Blanc Institut zu vergleichen)

Am 25. 10 1935 konnte das 10 jährige Bestehen der Lichtklimatischen Station Schömberg gefeiert werden. Dipl. Ing. Obenland referierte in der Fest-Sitzung in der Linde über Klimaforschung in Schömberg. Zuvor gab es eine Führung durch die Station.

1936 verließ Dipl. Ing. Obenland Schömberg und übernahm die Station in Oberstdorf. Diese Station leitete er bis zu seiner Pensionierung.

Die Station in Oberstdorf ist heute noch wissen-schaftlich besetzt.


 

 

 
 

Erweiterung der Klimastation - Ziele

1936 untersteht die Schömberger Station dem Luftamt Stuttgart und dem Reichsamt für Wetterdienst.

Die Station soll zu einer strahlungsklimatischen Beobachtungsstelle ausgebaut werden, wenn die Stelle zweckentsprechend und vor allem ausreichend untergebracht wird und wenn die Sanatorien und die Kurverwaltung sich wie bisher an der Finanzierung des Beobachters beteiligen.

Die Erhaltung der Station in einen Kurort für Lungenkranke halten Ärzte und der Gemeinderat von größtem Wert. Es werden aus ihr medizinische und klimatologische Erkenntnisse gewonnen, die den Ruf Schömbergs in die Welt tragen..

Die Station muss, soll sie vom Reich gefördert werden, räumlich erweitert werden.

Aus diesen Überlegungen wird noch 1936 mit Johann Schnürle der Kauf eines Grundstückes auf dem Bühl vereinbart. Bald darauf findet in Anwesenheit des Direktors des Reichsamts für Wetterdienst, Prof. Dr. Koch, aus Berlin eine Geländebesichtigung und Besprechung statt. Das Gelände auf dem Bühlhof wird als nicht geeignet bezeichnet, weil die Erforschung auf diesem Platz Ergebnisse zeitigen würde, die den aus der Lage des Orts und der Kuranstalten sich ergebenden heil-klimatischen Faktoren nicht entsprechen würde.

Vorgeschlagen wird deshalb, die bestehende Station zu erweitern oder eine neue Station auf dem gleichen Gelände zu erstellen.

 

Auf der Gemeinderatssitzung an 21. Okt. 1936 wird die Erweiterung der Station nochmals erörtert.

Nach dem von Architekt Rest gefertigten Kostenvoranschlag würde der Bau der neuen Station einen Aufwand von ca. 7000 RM verursachen.

Es wird die Frage aufgeworfen, ob der Aufwand den Wert und die Bedeutung rechtfertigt, die man der Station beimisst. Die Ärzte legen der Station ein großes Gewicht bei. Sie betrachten die Erhaltung und den Ausbau der Station als für den Kurort lebenswichtig.

Dr. Kramer, der die Station seit 1936 leitet, beantwortet auf die an ihn gestellten Fragen in Bezug auf den wissenschaftlichen Wert der Station, ihre Bedeutung für den Kurort und ihre Ausbau- und Verwertungsmöglichkeit auch für andere Zwecke positiv.

Die Gemeinderäte sprechen sich am Ende der Diskussion grundsätzlich für den Ausbau der Station aus.

Klimastation nach ErweiterungIm Jan. 1937 kommt es deshalb zum Kauf des Grundstückes von Zimmermann Fr. Burkhardt.

Der Ausbau findet im gleichen Jahr statt. Für den Leiter der Station wird bei Fr. Burkhardt, eine Wohnung angemietet.

Dr. Kramer hatte im Haus in der Talstraße eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Dieses Haus brannte 1942 ab. Dr. Kramer war zu dieser Zeit im Feld.

Dr. Kramer führt bis 1941 die Station. Dann wird die wissenschaftliche Forschung eingestellt.
 
 

Als ein Ergebnis dieser Forschungsarbeiten der Klimastation in dieser Zeit kann die Prädikatisierung Schömbergs zum Heilklimatischen Kurort1938/39 gesehen werden.

 
 
 
 
 

Dr. Kramer, Wiederaufnahme der Arbeit nach dem Kriege

Nach dem Kriege unterhält der Deutsche Meterologische Dienst ab 1. Juli 1946 eine amtliche Klimastation. Als Beobachter wird Wilhelm Weber beschäftigt. Er erhält für seine, auf idealistischer Grundlage fußenden Tätigkeit, jährlich 360 RM.

Wilhelm Weber war als Lungenkranker nach Schömberg gekommen und wohnte im Haus Reule in der Talstraße.

 

Dr. W. Kramer
Dr. Ing. W. Kramer (1898- 1958)

Das Zentralamt für den Wetterdienst in der Bizone in Bad Kissingen will mit der Forschungsstation wieder die wissen-schaftliche Tätigkeit aufnehmen.

Am 25. Mai 1949 richtet das Zentralamt die Anfrage, ob die Kurverwaltung Schömberg bereit ist, die Lichtklimatische Forschungsstation wieder in dem Maße zu unterstützen, wie sie es früher getan hat. Diese Anfrage wird durch Dr. Kramer, dem letzten Leiter der hiesigen Lichtklimatischen Station an die Gemeindeverwaltung in Schömberg gerichtet.

Es soll die seit 1889 ununterbrochene Reihe der Klima Beobachtungen fort gesetzt und die durch den Krieg eingestellte wissenschaftliche Forschungstätigkeit wieder aufgenommen werden.

Entsprechend der gesteigerten Bedeutung bei der TBC-Beämpfung soll das Gebiet der Klimaphysiologie weiter ausgebaut werden.

Abgesehen von Hohenheim ist Schömberg heute die älteste Station Württembergs. Kurorte desselben oder ähnlichen Charakters wie Schömberg bemühen sich um den Ausbau und die Neuerrichtung von Forschungsstellen. In Wildbad ist bereits eine Station eingerichtet und mit einem wissenschaftlich ausgebildeten Leiter besetzt worden

Die von der Kurverwaltung erbetene Unterstützung setzte sich wie folgt zusammen:

1. den einmaligen Instandsetzungskosten für das während der Besetzung beschädigte Gebäude und Mobiliar im Betrag von ca. 1500 D-Mark

2. Laufende Zuschüsse pro Jahr von 1600 DM.

Das Zentralamt übernimmt die Instandsetzungskosten der Instrumente und Apparate, die Barver­gütung des Leiters, die Kosten des Forschungsbetriebs und die Entschädigung des Beobachters.

Auf einer Sondersitzung des Gemeinderats informiert Dr. Walter Kramer in einer längeren Ausführung über die bisher geleistete Arbeit in der Forschungsstation und die Pläne, die mit der Wiederaufnahme der Forschung verwirklicht werden sollen.

Chefarzt Dr. Rieckmann unterstreicht die wissenschaftliche Bedeutung der Forschung der Station und die Vorteile, die sich bei geeigneter Auswertung für den Heilkurort ergeben können. Er weist darauf hin, dass die Station im kommenden Konkurrenzkampf um die Erhaltung der Stellung des Heilkurortes von Bedeutung sein werde. Die für die Unterhaltung der Station aufzuwendenden Beträge seien mäßig und im Verhältnis zum Nutzen unbedingt vertretbar. Chefarzt Dr. Walder betont die Wichtigkeit der meteorologischen Forschung und die Notwendigkeit, die Ergebnisse derselben dem jungen Ärztenachwuchs vor Augen zu führen.

Der Gemeinderat ist einstimmig der Ansicht, dass die Arbeiten an der Forschungsstation wieder aufgenommen und dass die hierfür benötigten Mitteln im Interesse der Förderung des Kurorts aufgebracht werden müssen.

(GR-Protokoll 15. Juli 1949 )

Dr. Kramer, der nach dem Kriege zuerst am physikalischen Institut der Universität Stuttgart als Dozent arbeitete, baute nun das Forschungsinstitut in Schömberg wieder auf. Eine Uhrmacherdrehbank ermöglichte es ihm manche Teile selbst herzustellen oder zu reparieren, was in den ersten Jahren nach dem Kriege sicher auch notwendig war. Tatkräftige Hilfe leistete ihm weiter Wilhelm Weber der die routinemäßigen Arbeiten ausführte. Das Forschungsinstitut unterstand als Zweigstelle dem Max Plank Institut, dessen Angestellter Dr. Kramer war.


 

Dr. Kramer war in seiner schriftstellerischen Tätigkeit nicht so produktiv wie seine Vorgänger. Es sind von ihm aus seiner Schömberger Zeit nur 2 wissenschaftliche Aufsätze bekannt. Beide haben keinen direkten Bezug zur Heilklimaforschung, verweisen aber in ihrer Herkunft auf Schömberg.

Am 23 Februar 1958 ist der am 3. 2. 1898 in Stuttgart geborene Walter Kramer verstorben. Damit kam auch das Ende des wissenschaftlich geführten Forschungsinstituts.

 
 
 

Betrieb der Schömberger Klimastation mit Betreuern

Ehrung von Wilhelm WeberNach dem Tode von Dr. Kramer wurde die Station nicht mehr mit Wissenschaftlern besetzt.

Wilhelm Weber hat als Beobachter das Ablesen und Melden der Messergebnisse weiter übernommen. Tatkräftig unterstüzt wurde er von Frau Geiß. Weber ist dann auch in das Stationsgebäude umgezogen und hat dort bis zu seinem Tode am 21. 8 1974 gewohnt.

Das nebenstehende Bild wurde anlässlich der Verleihung der Wetterdienstplakette an Wilhelm Weber am 13.Juli 1967 aufgenommen.
 

Personen von links nach rechts:

Dr. Oskar Elwert, Dr. Rudolf Nestle, Wilhelm Weber, Frau Geiß und Herr Seebach.


 
 

Max SpeckVom 1. März 1975 bis 4. 7. 1979 übernahm Max Speck als Betreuer diese Aufgabe. Dazu wurde die Station in den Garten von Max Speck in der Parkstraße verlegt.
 
 
 
 

Jakob Schönmehl mit Herr Kolbow vom DWD in seinem Garten
 
 

Am 4. Juli 1979 ging die Aufgabe an Jakob Schönmehl über. Nach dessen Tod 1988 übernahm seine Frau Frieda diese Aufgabe bis zum 31. März 1993. Auch dazu ist die Station wieder umgezogen in den Garten der Familie Schönmehl. Die Windmessung fand in den Jahren 1975 - 1993 im Kurpark 3m über Grund statt.
 
 
 

1993 wurde die heutige automatisierte Station hinter dem Haus Bühler eingerichtet. Die Windmessung geschieht 10m über Grund. Betreut wird die Station seit 1. 4. 1993 von Frau Ingrid Hildner


 
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